the wonderful stories of mr. Hacke Peeeeee
Teil 1
Ich will also in die Stadt und denke – meiner neurotischen Veranlagung folgend – zum dritten Mal beim Verlassen der Wohnung darüber nach, ob ich wohl das Badezimmerfenster geschlossen habe. Den Wohnungsschlüssel halte ich, wie immer, in der rechten Hand. Nach kurzem Überdenken der Situation und der Kalkulierung eventueller Folgen, die durch das fahrlässige Offenlassen des Fensters ausgelöst werden könnten, komme ich zu dem Schluss, dass es wohl besser wäre, einfach noch mal ins Bad zu gehen, um die Situation auszuchecken.
Infolgedessen halt ich in der Bewegung inne, mache auf dem Absatz kehrt und laufe, auf möglicherweise angelassene Lichter achtend, um die Ecke ins Bad.
Nun geschieht es zwar durchaus nicht besonders häufig, dass meine Befürchtungen, ich könnte die Wohnung auch nach dem dritten Kontrollgang nicht ordnungsgemäß verlassen, bestätigt werden. An manchen Tagen jedoch will es der Zufall anders und lässt vereinzelt ein Lichtchen brennen, ein Fenster offen stehen oder (manchmal auch in Kombinationen auftretend) die Tür nicht doppelt abgeschlossen. Diese ganz speziellen Tage sind im Übrigen Grund für einen stillen Triumph im für die Neurosen zuständigen Teil meines Gehirns, bedeuten sie doch einen Sieg über das anhaltende Stöhnen und Beteuern meiner Freundin, die Wohnung sei doch nun schon zum dritten mal kontrolliert worden und man fände auch beim vierten Male alles so vor, wie man es beim vorherigen Kontrollgang vorgefunden hätte.
An diesem Tag bestätigt sich meine Befürchtung. Das Badezimmerfenster ist offen!
Unser Badezimmerfenster befindet sich direkt über der Toilettenschüssel, welche zur Rechten von einem weißen Toilettenbürstenhalter samt Bürste und zur Linken von einem roten Plastikpömpel mit Holzgriff gesäumt wird. Der Pömpel spielt im weiteren Verlauf der Geschichte eine untergeordnete Rolle.
Jedenfalls greife ich - nicht ohne ein wenig schmunzeln zu müssen - mit meiner Rechten nach oben, um das Badefenster zu schließen und endlich in die Stadt gehen zu können.
Mittlerweile beläuft sich meine Verspätung auch auf mehrere Minuten, weshalb ich überlege, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Die Idee wird sogleich verworfen, denn in der Innenstadt einen Parkplatz um die Mittagszeit zu finden gleicht dem Versuch, das Universum in seiner Länge, Breite und Tiefe verstehen zu wollen. Es ist nicht nur unmöglich, es wird einem auch schon beim bloßen Reflektieren der Aufgabe schwindelig und manchmal auch noch schlecht.
Aber ich war bei meiner Bewegung stehen geblieben; besser gesagt bei meiner Fensterschließungsroutine: Ich greife also mit meiner rechten Hand nach oben und – es kommt wie es kommen muss – lasse fliehkraftbedingt meinen Haustürschlüssel fallen.
Es kommt, wie es kommen muss.
Naja, eigentlich kommt es ein wenig anders:
Der Schlüssel fliegt und fliegt und landet mit einem Klirren und Schmatzen im Toilettenbürstenhalter. Scheiße. „Im Klo wäre er dann doch besser aufgehoben“, denke ich mir und wünsche, der Tag hätte gar nicht erst begonnen.
Etliche Unterdrückungen von Würgereflexen und 3 Flaschen Kodanspray später stehe ich vor der Haustür und schließe ab. Zweimal. Ich zähle nämlich mit. Dann steige ich die Treppe hinab, gehe durchs Tor und laufe die Wenckstraße hinunter. Es ist ein schöner, sonniger Tag und aus den Earphones plärrt der Soundtrack vom „Yeah Right!“. Am Eingang des Herrengarten überkommt mich ein bohrender Zweifel. Er hat vor allem mit dem Ausschalten von Zimmerlampen zu tun.
yosep